Schreibst du noch selber oder nutzt du schon KI?

Diese Frage hat mir kürzlich einer meiner Söhne gestellt. Gemeint hat er mit KI ChatGPT, und ja, ich weiss sogar, was ChatGPT ist, aber nein, ich schreibe die Texte für den Heimeliblog tatsächlich (noch) selber. Sämis Frage löste in mir aber doch ein Nachdenken aus. Die Gegenfrage könnte hier lauten: Meinst du, weil meine Texte so schlecht sind? Oder vielleicht, weil sie so gut sind?» Zugegeben, ich habe zwar manchmal die eine oder andere gute Blogtextidee, aber ich weiss auch, dass ich als Legastheniker besonders bezüglich Rechtschreibung kein Überflieger bin. Da wäre KI bestimmt besser und korrekter. Doch eigentlich ist mir meine Rechtschreibung meist ziemlich egal. Hauptsache, was ich schreibe kommt von Herzen, ist genauso wie ich meine, regt auch mal zum Nachdenken oder zum Schmunzeln an und bereitet dem einen oder anderen Leser vielleicht sogar ein bisschen Freude. Immerhin bekomme ich ab und zu ganz wunderbare Rückmeldungen. Auch ohne ChatGPT. Ich beginne also mit der Rechtfertigung und liefere Sämi ein paar Argumente die für meine eigenkreierten Texte sprechen. Sämi bringt ein paar Gegenargumente und erklärt, wie viel Zeit er dank ChatGPT spart. Um mich noch mehr zu überzeugen bietet mir Sämi ein kurzes «Müsterchen» sozusagen eine Vorführung. Er gibt ChatGPT einen Auftrag. Nicht mal schriftlich, nein, einfach zwei, drei Sätze ins Mikrophon des Handys und einige Sekunden später – nicht Minuten – nur Sekunden, liest uns eine freundliche Stimme einen Text vor, bei dem mir wirklich fast die Spucke wegbleibt. Der Text ist natürlich auch schriftlich verfasst und lässt sich ganz einfach kopieren und dort einsetzen, wo er benötigt wird. Das Ganze dauert kaum eine Minute. Ich bin beeindruckt. «Stell dir mal vor, wie viel Zeit du einsparen könntest, wenn du ein Thema und ein paar Stichworte eingibst und innerhalb Sekunden, oder lassen wir es sogar Minuten sein, hast du den fixfertigen Text vor dir…», versucht Sämi mich zu motivieren. «Klingt toll» erwidere ich. Aber will ich überhaupt Zeit sparen? Zudem - 80% meiner Blogtexte schreibe ich im Zug. Schreiben, und mich ab und zu, von den an mir vorüberziehenden Landschaftsbildern inspirieren lassen, dann wieder ein paar Sätze tippen – ich geniesse diese Zugblogschreibzeiten sehr. Abgesehen davon, will ich mir tatsächlich von einer KI vorschreiben lassen, was ich schreiben soll? Ich äussere meine Zweifel und Gedanken. Sämi meint, ich könne mir ja einfach mal einen Entwurf schreiben lassen und dann diesen immer noch überarbeiten. «Vielleicht bringt dich ja KI auf Ideen, auf die du selber gar nie kommen würdest.» Und noch einmal erwähnt er das Zeitsparen – ein Thema, dass in seinem Beruf ein Dauerbrenner ist.
Ich denke über das Zeitsparen nach und darüber, was ich mit der eingesparten Zeit machen würde. Schliesslich kann man diese nicht wie Geld auf einem Konto gutschreiben lassen. Genaugenommen geht es somit gar nicht darum, Zeit zu sparen, sondern lediglich darum, sie sinnvoller zu nutzen. Und ich beschliesse, mich künftig während dem Blogschreiben zu fragen: «Was würde ich im Moment lieber machen, als diesen Blog schreiben? Was würde mir einen grösseren Nutzen oder einen Mehrwert stiften? Womit könnte ich mehr (Positives) bewirken? Was würde jetzt, in diesem Augenblick, meiner wahren Leidenschaft entsprechen? Was würde mich mit mehr Freude erfüllen, als das Schreiben dieses Textes? Und sobald es in einer solchen Situation eine wirklich erbauende Antwort gibt, werde ich ChatGPT öffnen, ein paar Inputs an dieses Wunderhilfsmittel senden, mir vorschreiben lassen, was ich schreiben soll, das gelieferte kopieren und einfügen und kurz darauf meinen Laptop schliessen.
Da ich ein Mensch bin, der offen für Neues ist und schliesslich auch jung bleiben und mit den Jungen mitreden möchte, beschliesse ich, das mit dem ChatGPT so oder so zu probieren. Demnächst. Vielleicht schon bei meinem nächsten Blogbeitrag. Aber ich verspreche dir, lieber Leser, ich spiele mit offenen Karten und werde dir natürlich verraten, wenn nicht ich, sondern KI am Werk war. Wobei – vielleicht auch nicht… denn es würde mich natürlich brennend interessieren, ob meine treuen Blogleser mein «Fremdgehen» überhaupt bemerken.
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