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Metamorphose zwischen Sommer und Herbst

«Bevor sich eine Raupe in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt, wird sie eine Puppe…», so lernten wir es in der Primarschule. «Diese Umwandlung nennt man Metamorphose», so hat es uns der Lehrer beigebracht. «Die Puppe sieht meist nicht so schön aus, eher trist… aber was sich nach der Metamorphose zeigt, ist dafür um so schöner, leuchtender, farbenfroher…». Ich weiss natürlich, dass es unserem Lehrer damals nur um die Verwandlung der Raupe in den Schmetterling ging, und ich weiss auch, dass das mitten im Sommer war, denn wir alle sammelten Raupen um zu beobachten, wie das mit der Metamorphose wirklich funktioniert. Das Staunen blieb nicht aus, als tatsächlich ein Tagpfauenauge seine Flügel entfaltete und in Richtung Blumenwiese davonflog. Jedes Mal zwischen Sommer und Herbst, zwischen den letzten Hitzetagen und den ersten Schneeflocken, denke ich an unseren Naturkundeunterricht zurück, an die Metamorphose und an die Worte des Lehrers. «Die Puppe ist nicht wirklich schön, aber achtet auf das, was aus der Puppe wird. Ist es nicht erstaunlich, dass aus so etwas farblosem, so etwas wunderbar Buntes, schlüpfen kann?»

Und jetzt stecken wir wieder mitten drin, in dieser Metamorphose. Es ist trist und grau geworden, rund ums Heimeli. Aber so sicher, wie aus einer farblosen Puppe ein bunter Schmetterling schlüpfen wird, meistens auf jeden Fall, so sicher wird nach der September-Metamorphose der Herbst mit seinen goldenen Farben auf uns warten. Nie scheint der Himmel blauer, als wenn die Berggipfel weiss gepudert sind, und nie leuchten die Lärchen goldener, als eben unter diesem Herbsthimmel,

Natürlich ist die Phase der Sommer-Herbst-Metamorphose alles andere als romantisch und schön, auch nicht gemütlich und einladend. Im Gegenteil, sie sie kann unseren Heimeli-Alltag ganz schön verkomplizieren. Wie viel Schnee wird fallen? Überleben unsere schönen Geranien den ersten Frost? Bleibt die Strasse problemlos befahrbar? Müssen wir Schneeketten montieren? Wie viele Gäste sagen ab, weil sie sich den Heimeliaufenthalt bei diesem Wetter nicht vorstellen können?

Doch eines ist sicher, alle Gäste, welche sich vom Huddelwetter und Schnee nicht abhalten lassen, erwartet nicht nur eine wohlig warme Gaststube und Kerzen auf dem Tisch, sondern mit etwas Glück wird sogar ein paar Augenblicke mit unserem 12'000 Lichter-Baum, den wir immer beim ersten Schnee für den Winter prüfen – und die 12'000 Lichtlein sorgen bestimmt dafür, dass man die Welt etwas leuchtender wahrnimmt, als sie während der Metamorphose scheint.

 

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